Familiengeschichte der Vorster

 

Zusammengetragen Ende der 30er Jahre durch Ferdinand Vorster, Hagen

Zeichnungen von Emma Melzer-Vorster, Berlin

 

Einleitung zur Familiengeschichte Vorster

 

Die Familiengeschichte Vorster zu schildern, heisst gleichzeitig die Geschichte eines deutschen Papiermachergeschlechtes zu schreiben.

Nach einer alten Überlieferung, die in allen Generationen verwurzelt ist, stammen die Vorster aus Holland. Dort sollen sie ansässig gewesen sein und das Papiermacherhandwerk betrieben haben. Die Vorster waren stets reformiert und als im 16. Jahrhundert Margaretha von Parma, unter Mitwirkung von Granwella, die Niederlande nach spanischen Grundsätzen regierte, war Prinz Wilhelm von Oranien die Seele des Widerstandes und als dann Alba, von Spanien kommend, in den Niederlanden ein Schreckensregiment gegen die Ketzer führte, zogen die Reformierten im Jahre l587 mit dem Prinzen von Oranien nach Deutschland und siedelten sich in Dillenburg, im Siegerlande und im Bergischen Lande, im Amte Steinbach, an und übten dort ihr mitgebrachtes Handwerk aus.

 

Diese Überlieferung ist nicht richtig, obgleich man sie in den Geschichtswerken von Steinen, Jacobi, Eversmann und Dr. Voye lesen kann. Die Familie Vorster gehört zu einem alten deutschen Geschlecht, das weit bis in das Mittelalter verfolgt werden kann.

 

Hier sollen kurz die Arbeiten eines Hagener Herrn erwähnt werden, der sich mit Sippenforschung befasst, also kein Ahnenforscher ist. In seinen Untersuchungen geht er so vor, dass er das erste Vorkommen einer Familie bestimmt. Er benutzt hierzu die Geschlechter-, Wappen-, Adels- und Sippenbücher. Bei den Vorster stellt er fest, dass sie zuerst nachweisbar in Süddeutschland gewohnt haben müssen und Nachkommen der alten Bruckterer wären. Die Wohnsitze der Bruckterer, die mit denjenigen der Vorster übereinstimmten, entnimmt er aus dem Werke „Germanien bis zur Völkerwanderung“ von Professor Saling. Alsdann stellt der Hagener Herr die Vermutung auf, dass die Vorster mit dem Frankenheere des Kaiser Karl des Grossen gegen die Sachsen gezogen wären. Später wären sie im Rheinland und in Westfalen angesiedelt worden und hätten adelige Rechte erhalten. Viele Adelssitze sind in, Westfalen und im Rheinland nachzuweisen und sind in den Adelsbüchern und in dem Geschichtswerke von Steinen genannt. Unter anderem siedelten sie sich auch im Bergischen Lande im Amte Steinbach an. Die älteste Urkunde, die bisher bekannt ist, stammt aus dem Jahre l28o. Hierin verkauft Hermann von Forst dem Grafen Adolph von Berg sein Erbe in Olpe.

 

Dass die Vorster zu diesem Stamm gehören, bezeugt Adolf Vorster, unser Ahnherr, im Jahre 1643 in einer Urkunde, die im Staatsarchiv Düsseldorf aufbewahrt wird. Sie ist datiert vom 3. Oktober 1643 und fängt mit den Worten an:

„Jch Adolff Forster aus dem Landt von Berg und Amt Steinbach bürtig, thue kund und bekenne hiermit für mich, Marion, meine ehelichen Haussfrawen, Erben und Jedermenniglichen, dass ich ...“ uns so weiter.

 

Den Text dieser Urkunde finden Sie in dem Urkundenbuche.  

 

Die Linie Olpe zu ergründen und zu erforschen, hat sich Herr Alfred Voerster aus Leipzig, Inhaber der Verlagsbuchhandlung Köhler, zur Aufgabe gestellt, der ganz systematisch durch den Genealogen Carl vom Berg in Düsseldorf dieses Gebiet bearbeiten liess.
Als Fundgruben dienten die Lohns-, Gerichts-, Mal- und Fischerei-Bücher, während die Kirchenbücher sich erst wieder nach dem Dreissigjährigen Kriege vorfinden. Ferdinand Vorster, Hagen besuchte mit Herrn vom Berg vor einigen Jahren die alten Wohnsitze der Vorster und war masslos überrascht, dass dort in Forsten bei Olpe noch das alte Stammhaus stand, das um das Jahr 1500 erbaut worden ist. Da es in den letzten Jahren umzustürzen drohte, wurde es, um ihm einen Halt zu geben, rings mit Brettern umnagelt. Das ursprüngliche Haus wurde gezeichnet. In diesem Hause wohnt heute noch eine Familie Vorster. Soweit über das Vorkommen der Vorster im Rheinlande.  

 

Stammvater bis zur Mühle in Broich
A d o l f  Vorster, den wir als unseren Stammvater betrachten, ist um das Jahr 1610 in Olpe geboren und war von Beruf Papiermacher. Über seine Jugend ist nichts bekannt, auch nicht, wo er als Papiermacher gearbeitet hat. Dies zu ergründen, bleibt einer späteren Forschung vorbehalten.

Im Jahre 1643 wollte er sich selbständig machen und es bot sich hierzu die Gelegenheit, von dem Grafen Wilhelm Wyrich von Dhaun, Graf zu Falkenstein, Herr zu Broich (1623-1682) die Papiermühle zu Broich bei Mülheim zu pachten, die dann bis 1911, also 268 Jahre lang im Besitz der Familie Vorster verblieben ist. Nach dem Vertrage vom 3. Oktober 1643 mit dem Grafen wurde die Pachtzeit erstmalig auf 20 Jahre festgesetzt und es wurde eine Pachtsumme von 60 Reichstalern pro Jahr gefordert.

 

Adolf Vorster war dreimal verheiratet. Seine erste Frau Marie kennen wir aus dem Pachtvertrage. Mit ihr hatte er 2 Kinder, nämlich Adolf und Sibille. Adolf wurde 1640 in Olpe geboren und ehelichte am 27. April 1660 die Anna vom Velt, mit der er nach Holland ging und in Arnheim die holländische Linie Vorster begründete. Dies ist keine Hypothese, sondern es kann aktenmässig nachgewiesen werden.

 

Das zweite Kind war Sibille Vorster, die am l7. August 1642 in Olpe getauft wurde und am 15. November 1662 den Stephan Plöcker aus Solingen heiratete, der mit ihr nach Langenberg zog und dort eine Papiermühle baute, die heute noch die Plöckersmühle genannt wird.

 

In zweiter Ehe war Adolf Vorster mit Christine aus Mülheim verheiratet, die am 18. November 1672 in Broich im Wochenbette starb. Mit dieser hatte Adolf 9 Kinder, darunter 3 Söhne, nämlich Johannes, Mathias und Hermann.

 

Der jüngste Sohn – Hermann - wurde im Hause seines ältesten Bruders Adolf Vorster in Arnheim erzogen, heiratete dort eine Gertrud von Amerongen und verzog mit ihr nach Wesel, wo er eine Papiermühle erbaute. Dieser Stamm ist dann in der 3. Generation in der männlichen Linie ausgestorben.

 

Der zweite Sohn – Mathias – erlernte in Broich das Handwerk eines Papiermachers, arbeitete  längere Zeit bei seinem Schwager Plöcker in Langenberg und gründete von dort aus im Jahre  l693 die "Oberste Mühle" in Delstern bei Hagen.

 

Der älteste Sohn – Johannes – erlernte bei seinem Vater das Papiermachen  und wurde nach seinem Tode sein Nachfolger in der Pacht.

 

Wie erwähnt, starb im Wochenbett die zweite Frau des Adolf Vorster, und, um seinen Kindern wieder eine Mutter zu geben, heiratete er zum dritten Male und nahm zur Frau die Catharina aus dem Bieg. Die Heirat fand am 7. März 1674 statt. Aus dieser Ehe ging die Elisabeth Vorster hervor, die später einen Peter Wolf in Wolfskotten heiratete und die Ahnfrau der heutigen Familie Wolf wurde .

 

Nach dem Tode von Adolf Vorster übernahm der älteste Sohn - Johannes - die Pacht der Mühle. Er war verheiratet mit Catharina Mühlhof.

 

Interessant sind die Namen der drei Mitarbeiter von Adolf Vorster. Es sind dies Wilhelm Schulte, dessen Sohn Johannes in Delstern eine Enkelin von Adolf Vorster heiratete. Der zweite Mitarbeiter was Johannes Brass und der dritte war ein Rittinghaus, dessen Sohn Wilhelm im Jahre 1644 auf der Mühle geboren wurde und dort das Papiermacherhandwerk erlernte.

 

Wilhelm Rittinghaus ging nach dem Tode des Vaters auf Wanderschaft, arbeitete in Holland, dann in Antwerpen und ging von da aus nach Amerika und erbaute in Philadelphia die erste Papiermühle von Amerika, sodass er der Vater aller Papierfabrikanten Amerikas geworden ist. Die Papiermühle Broich kann sich also rühmen, die Keimzelle aller heutigen Papierfabriken Amerikas gewesen zu sein.

 

Johannes Vorster, der zweite Pächter der Broicher Papiermühle, hatte mit seiner Gattin Catharina von der Mühlhoff 9 Kinder, darunter die Söhne Johannes und Georg. Letzterer gründete die Papiermühle in Werden, die mit seinem Sohne Carl erlosch, um zeitweilig von der Broicher Mühle mitverwaltet zu werden.

 

Der älteste Sohn übernahm die Pacht der Broicher Mühle nach dem Tode seines Vaters. Er war mit Anna Catharina Heckhoff verheiratet. Mit seiner Frau hatte er 7 Kinder. Der Sohn war Hermann Vorster, der in erster Ehe mit Elsbeth Zander und in zweiter Ehe mit Margarete Lucas verheiratet war.

 

Dieser Hermann, der von 1716 bis 1773 lebte, war wohl der bedeutendste Repräsentant der Broicher Familie. Tatkräftig und unternehmend, wusste er seine Mühle in Broich derart in die Höhe zu bringen, dass sie den Anforderungen nicht mehr entsprach. Die Kapazität einer Mühle war in früherer Zeit von dem Wasser abhängig, das der Bach oder der Fluss brachte. Der Wasserlauf konnte nur eine gewisse Anzahl von Rädern treiben. Wollte man seine Produktion erhöhen, so war man gezwungen  an einem anderen Bache eine neue Mühle zu errichten.

 

Hamborner Linie

 

Aus diesem Grunde baute Hermann Vorster im Jahre 1765 die Hamborner Mühle und liess diese durch seinen ältesten Sohn – Johannes - verwalten. Dieser Johannes, der von 1746 -1808 lebte und mit Wilhelmine Krabbe verheiratet war, wird der Stammvater der Hamborner Linie. Unter seiner Leitung florierte die Mühle, auch sein Sohn - Carl - 1788 -1828, der mit Rose de Perrot aus Neuchatel verheiratet war, hatte in seinem Unternehmen noch guten Erfolg, aber nach seinem frühen Tode ging die Mühle unter der Leitung seiner Frau zusehens zurück, sodass sie grosse Schwierigkeiten hatte, die schliesslich dazu führten, dass die Mühle 1851 von den Broicher Vorster übernommen werden musste.

 

Dieser Carl Vorster hatte mit seiner Gattin Rose geb. de Perrot 8 Kinder, deren Lebensschicksal zum Teil recht interessant ist. Der älteste Sohn August war ein sehr bedeutender Papierfachmann, er leitete verschiedene Papierfabriken des In-und Auslandes und kaufte dann die Papierfabrik in Monfourat in Südfrankreich, mit der er anfänglich gute Erfolge hatte. Seine Papiere wurden auf der Pariser Weltausstellung 1855 mit der Goldenen Medaille ausgezeichnet. Die Pariser Ausstellung hatte für ihn einen grossen Erfolg, die Fabrik wurde rein mit Aufträgen überschüttet, sodass er seinen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen konnte. Trotz Abraten seiner Freunde vergrösserte er seine Fabrik derart, dass die Kapitaldecke zu dünn wurde, sodass er mit vielen geldlichen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte. Es scheint, dass ein Sturz vom Pferde, an dessen Folgen er starb, für ihn zur rechten Zeit kam. Die Fabrik wurde von seinen Söhnen August und Viktor fortgesetzt. Der Älteste kam bei einer Kesselexplosion um, und der andere Sohn starb an einer Hirnhautentzündung. Nach dem Tode der Söhne ging die Fabrik in andere Hände über.

 

Die älteste Tochter von Carl und Rose Vorster hatte einen sehr interessanten Lebenslauf. Sie heiratete den Missionar Schrumpf und ging mit ihm nach Südafrika, um die Basutoneger zu bekehren. Ihr Lebenslauf liest sich wie ein Roman, so interessant und spannend ist er.

 

Der zweite Sohn des Ehepaares war Carl Friedrich, von dem seine Familie fälschlich annimmt, dass er in Amerika verschollen wäre. Er war bei seinem Bruder August in Monfourat in Stellung. Beim Retten eines Kindes ertrank er und wurde im Mausoleum, das sich August in „La Roche Chalais“ erbaut hatte, beigesetzt.

 

Ein jüngerer Bruder war Dr. Albert Vorster, 1821- 1886, der mit Marie Brassert verheiratet war. Er war Leibarzt des erkrankten Herzogs von Anhalt - Bernburg auf Schloss Hoym bei Ballenstedt und wurde später Medizinalrat und Direktor der Provinzial Heil -und Pflegeanstalt zu Lengerich. Sein ältester Sohn war der Geheimrat Friedrich Vorster, der in erster Ehe mit Emma Brassert und in zweiter Ehe mit Maria Wiesdorf verheiratet war.

 

Der jüngere Bruder des Geheimrats war -Johannes - der mit Elisabeth Stark verheiratet war. Er war Kaiserlicher Sanitätsrat und Direktor der Bezirksirrenanstalt Stefansfeld bei Strassburg. Seine Söhne sind Dr. Reinhard in Göppingen und der Pastor Friedrich in Korntal bei Stuttgart.

 

Interessant wäre noch, die Tochter Emma zu erwähnen, die den berühmten Professor und Botaniker Geheimrat Dr. Wiegard an der Universität Hamburg heiratete. Soviel zu der Hamborner Linie Vorster.

 

Hermann Vorster, der mit Zander und Lucas verheiratet war, hatte 4 Söhne, denen er allen ein eigenes Betätigungsfeld verschaffen wollte. Sein ältester Sohn Johannes erhielt, wie soeben geschildert, die Hamborner Mühle. Sein zweiter Sohn war Mathias. Diesen schickte es nach Delstern, um die aus der Konkursmasse Vorster erworbene Papiermühle zu verwalten. Anfänglich ging alles gut, sodass er sogar eine neue Mühle - Die Laake - bauen konnte, wobei er aber in Schwierigkeiten geriet. Seine Ehe mit der Gisbertine Wülfing wurde geschieden und er zog nach Broich zurück, wo er 1823 starb.

 

Der dritte Sohn war Hermann Vorster, um auch diesem ein Betätigungsfeld zu geben, gründete er mit seinem Freunde Kellermann in Saan eine Porzellanfabrik, die aber nach 5 Jahren aufgegeben werden musste. Hermann Vorster arbeitete zuerst in der Broicher Papierfabrik, machte sich selbständig und gründete in Mülheim eine Essigfabrik. Während der napoleonischen Zeit war er Maire von Mülheim, also der erste Bürgermeister von Mülheim, als diese 1811 Stadt wurde. Sein Haus ist jetzt Heimatsmuseum in Mülheim, worin auch seine Amtsuniform ausgestellt ist.

 

Broicher Linie

 

Der vierte und jüngste Sohn war Friedrich Vorster, der mit Gertrud Stockfisch verheiratet war. Er erhielt die Mühle von Broich. Er hatte 8 Kinder.

 

Sein ältester Sohn - Hermann - schickte er nach Delstern zur Leitung der dortigen Mühle. Er heiratete in Hagen die Amalie Elbers, die ihm 8 Kinder schenkte, von denen aber nur 2 am Leben blieben. Es sind dies August und Hugo. Nach dem frühen Tode der Eltern wurden die Kinder anfänglich von bezahlten Kräften betreut, um dann nach Broich zu kommen, wo sie im Hause ihres Onkels, des Gerichtsrats Emil Vorster, ihre Erziehung erhielten. Alsdann war August einige Jahre in Delstern mit seinem Onkel Carl, heiratete dann in jungen Jahren Emma Reinhold aus Elberfeld, mit der er nach Düsseldorf zog, wo er eine Ultramarinfabrik baute die nicht ging und wobei er sein ganzes Vermögen verlor. Er starb in Düsseldorf als armer Mann. Sein Bruder Hugo konnte sein stattliches Vermögen auch nicht beieinander halten. Er lebte später im Hause seines Onkels Emil, wo er 1884 starb.

 

August Vorster hatte mit seiner Frau Emma Reinhold 4 Kinder. Sein ältester Sohn August war Direktor der Wollwäscherei und Kämmerei in Hannover-Döhren.

 

Der zweite Sohn von August Vorster sen. war Albert Vorster, der bei den Azoren ertrank, und der jüngste war Hermann, der mit Clara Hagemann verheiratet war. Ihre beiden Kinder starben vor ihnen, der Sohn fiel im Weltkriege.

 

Der zweite Sohn von Friedrich Vorster und der Gertrud Stockfisch war Friedrich, der in erster Ehe mit Julie Marks und in zweiter Ehe mit Catharina Coupienne verheiratet war. Von den 8 Kindern dieser Ehe blieben 2 Töchter übrig, die eine heiratete den Dr. med. von Steiner und die andere Carl Böninger.

 

Der jüngere Bruder war Carl, der mit Emilie von Eicken verheiratet war. Er hiess allgemein „der alte Ritter". Das Ehepaar hatte eine sehr grosse Nachkommenschaft, nämlich 5 Söhne und 8 Töchter.

 

Die Söhne waren:

Carl Vorster, der junge Ritter, der mit Anna Stinnes verheiratet war. Das Ehepaar hatte 5 Kinder, nämlich Carl,  der Gutsbesitzer auf dem Söhrehof bei Kassel war und Mathias Vorster.

 

Der zweite Sohn war Fritz, der Anna Bechern aus Hagen zur Frau hatte. Ihre Söhne sind Dr. med. Carl Vorster, Düsseldorf und Regierungsrat Dr. Paul Vorster in Trier.

 

Der dritte Sohn war Gerhard, der unverheiratet war und in Broich im Jahre 1889 starb.

 

Der vierte Sohn war Hermann, verheiratet mit Adeline Fischer. Er war der letzte Besitzer der Broicher Mühle. Er verkaufte sie an den Thyssen-Konzern, der eine elektrische Kraftanlage dort errichten liess. Die Tochter Maria ist mit dem Oberst Steneberg und die Tochter Ella mit dem Professor Petersen verheiratet.

 

Der jüngste Sohn war Emil. Dieser war, wie seine Brüder, einige Jahre in der Papierfabrik Delstern tätig, ging dann aber nach Rheydt und wurde Seidenfabrikant. Er war verheiratet mit Marie Bang. Der Sohn dieses Ehepaares ist Carl Vorster, der mit Alice Erckens verheiratet ist, die Söhne Emil und Gert haben.

 

Damit wäre die Boicher Linie kurz besprochen.

 

Eine andere Linie ist die, welche den Sohn von Adolf Vorster nämlich Mathias, zum Ahnherrn hat. Er ist der Ahnherr der Linien Delstern - Eilpe - Hamm - Köln und Schwelm.  

 

Delstener Linie
Mathias Vorster, der Sohn von Adolf Vorster aus Broich lebte von 1659 -1704. Das Papierhandwerk hat er in Broich erlernt, ging dann zu seinem Schwager Plöcker nach Langenberg, wo er einige Jahre mit seiner Frau Elisabeth Mülhoff, die er sich von Mülheim geholt hatte, lebte. Von hier aus machte er sich in Delstern selbständig und brachte seine dortige Mühle gut voran.

Mit seiner Frau hatte er sieben Kinder, die aber im Wochenbette starb.

Um seinen unmündigen Kindern wieder eine Mutter zu geben, heiratete er zum zweiten Male. Seine zweite Frau war Catharina Engels, die Tochter des Solinger Klingenschmiedes, den der Grosse Kurfürst mit anderen Schmieden in Eilpe angesiedelt hatte.

 

Der älteste Sohn von Mathias war Johannes, der mit Anna Christine Senger verheiratet war. Nach dem Tode von Mathias erbte er die Mühle in Delstern und brachte diese gut voran, sodass der Geschichtsschreiber von Steinen von ihm sagt, dass er ein Meister seines Fachs gewesen wäre.

 

Mit 12 Kindern war diese Ehe reich gesegnet. Diese grosse Kinderschar muss wohl die Veranlassung gewesen sein, dass er sich in Delstern für die damalige Zeit ein sehr stattliches Haus baute, das erst 1939 abgebrochen wurde.

 

Als der Vater Johannes im Jahre 1746 das Zeitliche gesegnet hatte, wurde sein Sohn Johannes sein Nachfolger. Die Geschwister liessen ihren Anteil an der Erbschaft im väterlichen Geschäfte stehen, liessen sich aber das Geld hypothekarisch sichern. Johannes war mit Maria Unkenbold aus Hamm verheiratet. Er war ein tüchtiger Fachmann, aber seinem Wirken wurde durch den Tod ein zu schnelles Ziel gesetzt. Seine Frau setzte das Unternehmen fort, aber die Verwandtschaft hatte zu ihr und den Söhnen kein Vertrauen und kündigten ihr Guthaben, sodass sie 17’000 Reichstaler bezahlen musste. Durch diese Zahlung war sie derart geschwächt, dass sie den Konkurs ansagen musste. Die Mühle wurde, wie bereits vorhin erwähnt, von den Broichern übernommen.

 

Der Sohn Johannes, der kein Fortkommen mehr sah, wurde Soldat, der jüngere erlernte das Formenmachen in der Westigerbach. Er heiratete l772 Margarethe Kühne. Ihre Mutter war eine geborene Romberg, die Schwester der beiden Romberg, die als Grosskaufleute ein derartiges Glück in ihren Unternehmungen zeigten, dass sie vom Kaiser Joseph II. in Brüssel in den erblichen Freiherrnstand erhoben wurden. Einer dieser Brüder ist der Ahnherr des Freiherrn von Romberg, den man den "Tollen Bomberg" nannte und von dem viele Streiche bekannt sind.

 

Mathias Vorster war zuerst Formenmeister im Westigerbach, dann Papiermacher in Menden und Sundwig und kam dann als Werkführer und Teilhaber nach Spechthausen, wo die von Friedrich dem Grossen gegründete aber total verkrachte Papiermühle von Ebart und Vorster wieder in Betrieb gesetzt werden sollte. Mathias Vorster hat bis zu seinem Tode dort sehr segensreich gewirkt. Die Fabrik nahm einen ganz grossen Aufschwung. Heute wie damals wurden in dieser Papiermühle die Aktienpapiere wie das Papier für die Geldnoten verfertigt. Mathias Vorster hatte 10 Kinder. Der jüngere Sohn – Johannes - wurde in der Fabrik Werkmeister, während sein älterer Bruder Heinrich Arnold, der wahrscheinlich in Spechthausen das Papiermachen erlernt hatte, auf die Wanderschaft ging. Er heiratete Amalie Hempel, die aber bald nach der Geburt ihres Sohnes Arnold Rudolf verstarb. Der Vater ging wieder auf Wanderschaft, kam nach Schlutup bei Lübeck und heiratete dort in die Mühle des alten Kückelhahn hinein. Die Pacht der Mühle, die Staatseigentum war, wurde später von ihm fortgesetzt und nach seinem Tode trat der Sohn in den Pachtvertrag ein. Gegen die aufkommende Papiermaschine in der Mitte des vorigen Jahrhunderts konnte der Handbetrieb nicht mehr ankommen. Rudolf Arnold gab die Pacht auf und ging mit seiner Familie nach Amerika, wo er sich in Brooklyn eine neue Existenz gründete. Sein Sohn Arnold ist erst im vorigen Jahre dort, 80 Jahre alt, verstorben. Eine Tochter und deren Kinder leben noch dort, ebenso ein Sohn des alten Arnold, ebenfalls mit Namen Arnold. Er ist in Brooklyn Bankier. Die ursprüngliche Linie Vorster in Delstern ist jetzt in Amerika ansässig.

Damit ist die Delsterner Linie besprochen.  

 

Hammer Linie
Der zweite Sohn von Johannes Vorster und seiner Frau geb. Senger war - Friedrich -, der mit Anna Christina Carp aus Hamm verheiratet war. Er war Kaufmann und zweiter Bürgermeister in Hamm. Er ist der Begründer der Linien Hamm und Köln. Das Ehepaar hatte 9 Kinder, von denen hier nur die beiden Söhne interessieren. Wilhelm, der ältere war Landsyndikus in Hamm und starb dort hochbetagt. Er war nicht verheiratet.

Der jüngere Sohn war Johannes, der in Hamm Landrentmeister wurde. Er war verheiratet mit Eleonore Pröbsting aus Camen. Als Wohnhaus baute er Vorsterhausen, wo er lange Jahre gelebt hat. Hier wurden seine 12 Kinder geboren, aber keines von ihnen konnte in Vorsterhausen bleiben. Durch die napoleonischen Zeiten mit ihren vielen Lasten und Abgaben wurde sein Vermögen zerrüttet, sodass er seinen stolzen Besitz verkaufen musste, um seine Schulden zu decken. Aber trotzdem ist ihm ein schöner Lebensabend beschieden gewesen. Er zog mit seiner Frau nach Köln und als diese dort starb, ging er zu seiner Tochter nach Bonn, wo er hochbetagt, 96 Jahre alt, starb.

 

Sein ältester Sohn Ludwig wurde Gutsbesitzer. Er war ein glühender Patriot, er machte als Offizier die Schlachten bei Ligny und Waterloo mit. Er wurde 78 Jahre alt und starb im April l870, sodass er die Einigung des Deutschen Reiches, die er so sehr ersehnte, nicht mehr erlebt hat. Sein einzigster Sohn Wilhelm war Gutsbesitzer auf Gut Kentrop bei Hamm. Er war verheiratet mit Ottilie Pilgrim. Die Ehe war kinderlos.

 

Solinger Linie

 

Ein jüngerer Sohn, der Begründer der Solinger Linie, war Wilhelm. Er war in Solingen Pastor. In erster Ehe war er mit Caroline von der Kuhlen und in zweiter Ehe mit Wilhelmine Böcker verheiratet. In Solingen hat er sehr segensreich gewirkt. Als 81jähriger Greis besuchte er seinen Sohn Theodor in Schalke und hatte dort das Unglück, die Kellertreppe hinabzustürzen, sodass er dabei den Tod fand.

 

Der soeben genannte Sohn Theodor war mit Clara Hilger aus Remscheid verheiratet. Er war in Schalke Chemiker, wo er lange Jahre gewirkt hat. Er verbrachte seine letzten Lebensjahre in Magdeburg und beschäftigte sich viel mit Familienkunde. Er hat das grosse Verdienst gehabt, die Linie Vorsterhausen aufzustellen. Sein Sohn Walter war Chemiker in Leverkusen und verbrachte die letzten Jahre in Freiburg, wo er sich zur Ruhe gesetzt hatte. Er ist im Jahre 1936 gestorben.

 

Ein jüngerer Sohn des Solinger Pastors war Wilhelm. Er wurde wie sein Vater, Pastor. Er war ein sehr befähigter Mann. Schon mit 26 Jahren war er bereits Rektor einer Volksschule in Werden, dann wurde er Pastor in Schlebusch und später Pastor in Bielefeld, wo er seine Tage sehr segensreich für die Gemeinde beschloss. Er war mit Ida Lüning verheiratet.Eine Tochter von ihm wohnt heute noch in Bielefeld.

 

Der jüngste Sohn des alten Pfarrers aus Solingen war Johannes. Von diesem ist zu berichten, dass er den Krieg 70/71 als Sanitäter mitgemacht hat. Er hatte gerade bei Ausbruch des Krieges seine theologischen Studien beendet. Nach dem Kriege folgte er einem Rufe nach Brasilien, um dort eine deutsche Kolonie als Seelsorger zu betreuen. Grosse Erfolge hat er dort zu verzeichnen gehabt. 1880 kehrte er nach Deutschland zurück, um eine Pfarre in Landsberg zu übernehmen. Er war mit Agnes Hermann verheiratet. In Halle hat er seinen Lebensabend verbracht und ist dort, 92 Jahre alt, gestorben.

 

Sein einzigster Sohn, der mit Elise Poetsch verheiratet ist, wurde Landwirt.

Hiermit habe ich den Solinger Zweig der Familie Vorster besprochen.

 

Ein weiterer Sohn des Landrentmeisters Johannes war Karl, der mit Auguste Gippert verheiratet war. Er hatte einen sehr grossen Unternehmungsgeist, aber sein Wagemut war seiner Zeit weit voraus, daher hat er die Früchte seiner verschiedenen Unternehmungen nicht mehr geerntet, denn solche kamen erst anderen zugute. Er hatte nur eine Tochter, die Jean Balthazar heiratete.

 

Kölner Linie

 

Der jüngste Sohn des Landrentmeisters war Julius, der mit Wilhelmine Röhrig verheiratet war. Er ist der Stammvater der Kölner Vorster.

 

Julius Vorster liess sich nach Beendigung seiner kaufmännischen Lehrzeit in Köln nieder und gründete dort eine Drogenhandlung, in der er eine Zeitlang einen Herrn Harhaus als Compagnon aufnahm. Die Firma Vorster u. Harhaus und später die Firma Julius Vorster hat viele Jahre bestanden und warf gute Gewinne ab.

 

Nach einigen Jahren verband sich Julius Vorster mit dem Chemiker Dr. Grüneberg zu der Firma Vorster u. Grüneberg, um Pottasche im grossen Stil herzustellen.

 

Unter der Leitung seiner Söhne, dem Geheimrat Julius Vorster und dem Kommerzienrat Fritz Vorster nahm die chemische Fabrik, die inzwischen zu einer Aktiengesellschaft umgewandelt worden war, einen ungeahnten Aufschwung. Schwierigkeiten, geschäftliche Aufregungen und Sorgen mussten überwunden werden, aber der Erfindergeist setzte sich durch; das Werk wird jetzt von den Söhnen der Genannten geleitet.

 

Die Geschichte der Kölner Vorster ist im Familienbuche eingehend beschrieben worden.

 

Nachdem die Kölner Linie Vorster noch in kurzen Worten besprochen wurde, bleibt nun zum Schluss noch die Eilper Linie zu erwähnen.

 

Eilper Linie
Es ist bereits vorher gesagt worden, dass Mathias Vorster der Sohn von Adolf Vorster war, der 1643 die Papiermühle in Broich in Pacht erhielt. Mathias lebte, wie bereits erwähnt, einige Jahre mit seiner Frau in Langenberg und gründete von hier aus die Delsterner Mühle im Jahre 1693. Sein ältester Sohn erhielt die väterliche Mühle und seine beiden jüngeren Brüder Diedrich und Adolf gründeten im Jahre 1712 die Papiermühle in der Stennert.

Nach einigen Jahren trennten sich die Brüder. Diedrich ging nach Mülheim und Adolf bewirtschaftete mit seinem Sohne die Papiermühle in der Stennert. Adolf Vorster war mit seiner Cousine Catharina Vorster aus Mülheim verheiratet. Als diese gestorben war und Adolf den Gedanken fasste, eine zweite Frau zu nehmen, kam es mit seinem Sohne zu derartigen Zwistigkeiten, dass Vater und Sohn sich trennten. Adolf Vorster zog nach Langenberg, wo er eine zweite Ehe einging. Nach seinem Abgange schrieb sein Sohn an die Haustüre: "Homo homini lupus“.

 

Johannes Vorster ist in jungen Jahren früh gestorben. Seine Frau geb. Elisabeth Plettenberg heiratete nach seinem Tode Friedrich Engels, der die Papiermühle weiter betrieb. Als auch dieser mit Tod abging, musste geschichtet werden. Aus der zweiten Ehe der Frau Vorster geb. Plettenberg war eine Tochter hervorgegangen, die mit Joh. Casp. Post verheiratet war.

 

Das Erbe wurde geteilt. Andreas David Vorster als ältester Sohn erhielt die Stennert, während sein Schwager mit Ländereien bei der Stennert abgefunden wurde. Der jüngste Sohn Gerhard, der in Schwelm Jurist war, erhielt eine Geldentschädigung.

 

Andreas David Vorster war der bedeutendste unter all den Hagener Vorster. Unter ihm nahm die Papiermühle einen ganz ungeahnten Aufschwung, hinzu kam auch, dass er das nicht rostende Nadelpapier erfand, das bisher in einer weniger guten Ausführung von England bezogen werden musste. Als seine Mühle in der Stennert den Anforderungen nicht mehr genügte, baute er auf der anderen Seite der Volme, seiner Mühle gegenüber, eine neue, und als diese auch nicht mehr der Nachfrage nachkommen konnte baute er in Coesfeld eine Reihe neuer Mühlen, die er durch. seinen Sohn Ludwig betreiben liess. Dieser Grossbetrieb wurde in Gemeinschaft mit seinen Söhnen betrieben, und als er 1830 starb, hinterliess er für die damaligen Zeiten ein sehr stattliches Vermögen. Unter seinem Sohne wurde die Papiermühle auf Maschinenbetrieb umgestellt. Die Kosten waren so hoch, dass die vorhandene Kapitaldecke sehr dünn wurde, sodass zeitweilig ernste Schwierigkeiten entstanden, die durch die Aufnahme eines Teilhabers erst behoben werden konnten. Der Sohn Julius, der mit Bertha Braselmann verheiratet war, führte die Papierfabrik weiter und unter seinem Sohne Julius wurde die Papierfabrik in eine GmbH umgewandelt, die in den letzten Jahrzehnten einen sehr guten Aufschwung nahm.

 

Es ist noch zu erwähnen, dass die Brüder von Julius Vorster sich anderen Erwerbszweigen zuwandten. Sie waren Eisenleute.

 

Der jüngste Sohn von Andreas Vorster war Gerhard. Derselbe war Justizkommissar und Bürgermeister in Schwelm. Sein Sohn Gustav war der Nachfolger seines Vaters in Schwelm. Dieser änderte seinen Namen in Voerster um, damit keine Verwechslung mehr vorkommen sollte.

 

Den Namen Voerster hat die Familie beibehalten. Dieser Gustav Voerster heiratete dann später die Henriette von Schwachenberg auf Haus Hove b. Wetter, die die Jugendfreundin des Dichters Hoffmann von Fallersleben war. Gustav Voerster war zeitweilig 1848 Landrat von Hagen und spielte als treuer Anhänger der Regierung eine grosse Rolle. Sein Sohn Emil war Landrat in Hagen, Heide und Pinneberg und wurde später Gutsbesitzer auf Gut Oderin in der Lausitz, wo er auch starb. Seine Söhne wurden Offiziere.

 

Hiermit wurden ganz kurz die verschiedenen Linien Vorster geschildert. In der Natur der Sache liegt es, dass es eine immerwährende Aufstellung bzw. Aufzählung der verschiedenen Repräsentanten männlichen Geschlechtes war. Die weiblichen Mitglieder konnten nicht berücksichtigt werden, aber es sind viele darunter, die erwähnenswert sind und die angesehene Persönlichkeiten geheiratet haben. Ich will nur ganz kurz einige nennen: Ich erwähne die Familien Langenbach, dann die Achenbach, aus denen die Maler Andreas und Oswald Achenbach hervorgingen, dann die Scheidt in Kettwig, ferner Heuser, Lucas Daubenspeck, Krimmelbien, Böninger, Wiegand usw., die alle einen guten Klang haben.

 

Die Vorster waren in den älteren Generationen fast alle Papiermacher. Ihnen gehörten die Papiermühlen in Broich, Hamborn, Wittfeld, Monfourat, Delstern, Werden, Stennert, Spechthausen und Schlutup. Von all' diesen Papiermühlen, wenn man Spechthausen nicht berücksichtigt, ist nur die in der Stennert geblieben und die steht heute gross da.

 

Meine Damen und Herren, ich bin am Schluss meiner Ausführungen angekommen. Ich weiss selber, dass ein familienkundlicher Vortrag etwas monoton ist, weil er eine Aufzählung vieler Namen darstellt, aber ich hoffe, dass ich jedem etwas Neues erzählt habe, das ihm noch nicht

bekannt war.

 

Nach dem heutigen Stande ist die Stammtafel aufgestellt, die gedruckt Sie besitzen. Ausserdem ist mit einer Familiengeschichte angefangen, es standen nur Akten aus den Kirchenbüchern, Dokumente; Verträge etc. zur Verfügung, aber wenn eine Geschichte vollkommen sein soll, so muss jeder mitarbeiten und Beiträge zur Geschichte liefern.

 

 

Ferdinand Vorster, Hagen

 

Tradition

 

 

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